ANREISE
Am Samstag den 07.August ging es dann los. Der erste Halt war bereits Arusha, wo ich noch eine Freundin, Rebecca, besuchte bevor es am nächsten Tag über die Grenze Richtung Kenia ging. Mein erstes Ziel in Uganda war Jinja, an der Quelle des Nils. Bis ich dort ankam hat es jedoch länger gedauert als gedacht. Denn der erste Bus fuhr bis nach Nairobi/Kenia und von dort hätte eigentlich nach einer Stunde der Anschluss-Bus nach Jinja kommen sollen. Jedoch kam der ca. vier Stunden zu spät, so dass ich nachts bis Mitternacht irgendwo in Nairobi saß, bis es endlich weiterging. Eigentlich war es ganz gut, dass ich dann so müde war, denn jedes Mal als ich aufgewacht bin und die schlechten Strassenbedingungen (Erdstrasse), die Geschwindigkeit sowie das eher schlechte als rechte Licht des Busses bemerkte hatte ich doch meine Bedenken ob ich gut in Uganda ankommen werde. Um 11h am nächsten Tag bin ich dann doch ohne Vorkommnisse in Jinja angekommen. Ich hatte im Bus auch einen lieben alten Mann hinter mir sitzen, der es manchmal zu gut meinte, mir alles zeigen zu müssen, da er mich auch öfter mal aufweckte als ich gerade schlief um mir zu sagen wo wir sind etc. Trotzdem wär ich wohl ohne ihn bis nach Kampala weitergefahren, da Jinja wohl kein offizieller Halt war.
UGANDA
In Jinja hatte mich dann Paul, auch ein Solivol, abgeholt, bei dem ich die ersten zwei Tage verbrachte. Mit Paul war ich eigentlich nur pausenlos unterwegs, wodurch ich viel von Jinja gesehen habe. Obwohl Jinja sehr touristisch geprägt ist hat es mir dort sehr gut gefallen. Gerade der Lake Victoria und die gewaltigen Massen des Nils machen diese Stadt sehr attraktiv. Jinja war auch insofern für mich total aufregend, da ich dort einfach so viele Sachen essen konnte, die es in Karatu einfach nicht gibt und die ich daher auch schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gegessen habe! Wahrscheinlich hätte mich Jinja nach einiger Zeit genervt, würde ich da ein ganzes Jahr leben, aber zum Urlaub machen war es super! Den letzten Abend in Jinja zog ich dann von Paul zu Sabrina, auch eine Frewillige von Artefact, da ich am nächsten Morgen auch mit ihr nach Kampala aufgebrochen bin.
Die Quelle des Nils
Kampala, die Hauptstadt von Uganda und ein einziges Verkehrschaos! Kampala hatte ich mir ganz anders vorgestellt, da man in Tansania öfter von Kampala als attraktiven Standort für die High School und zum Studieren hört. Aber für mich war Kampala anfangs einfach nur verwirrend und ich hätte auch nie damit gerechnet, dass so viele Strassen innerhalbs Kampalas nicht geteert sind. Zudem scheinen die Strassen nur verstopft zu sein, v.a. durch die zahlreichen Taxis (werden in Tansania Dalla Dalla genannt und sind Kleinbusse), die alle miteinander in Konkurrenz stehen. Als ich zum ersten Mal den Taxipark Downtown betrat war ich auch nur perplex wie unstrukturiert und voll dieser ist. Obwohl es irgendwie doch eine Struktur gibt, stehen sich die ganzen Taxis einfach nur absolut im Weg und bis man in einem Taxi aus dem Taxipark rauskommt kann es auch mal etwas länger dauern. Kampala würde ich auch die Hauptstadt der Boda Bodas nennen, Motorrad-Taxis, die sich durch das ganze Verkehrschaos hindurch schlängeln. Auf einem Boda kann man auch mal mit Fahrer zu viert sitzen, ohne Helm versteht sich, und öfter sollte man auch aufpassen dass man rechtzeitig seine Knie einzieht wenn man zwischen zwei Autos hindurch fährt. Obwohl Boda fahren doch etwas gefährlich scheint, macht es einfach verdammt viel Spass mit einem Boda durch die Stadt zu heizen und ist zudem auch noch bequemer und schneller. Taxipark in Kampala
In Kampala blieb ich anfangs nur eine Nacht, da ich mich dort mit meinen beiden Reisepartnern für die nächsten anderthalb Wochen Jacques und Jenny traf. Jacques ist ein guter Freund wie auch ein Solivol und wohnt und arbeitet in Kampala, wohingegen Jenny eine Freundin von ihm aus Norddeutschland ihn nur in Uganda besucht hat.
Mit den Beiden ging es dann am Freitag Morgen los nach Fort Portal um dort Schven, unseren schwäbischen Mit-Freiwilligen in seinem kleinen, grünen Paradies zu besuchen. Fort Portal soll die reichste Stadt Ugandas sein und liegt in einer unglaublich schönen grünen, hügeligen, vulkanischen Landschaft nahe der Rwenzori-Mountains, die vom Tee-Anbau geprägt ist. Sven stellte unser Lager für die nächsten Tage dar. Das Wochenende verbrachten wir an einem wunderschönen, einsamen, klaren Kratersee nahe Fort Portal, wo man einfach mal die Seele baumeln lassen konnte und seine Ruhe hatte. Leider ging das Wochenende viel zu schnell vorbei und es ging wieder zurück nach Fort Portal, von wo aus Jenny, Jacques und ich dann am nächsten Morgen direkt weiter in Richtung Rwenzori-Mountains sind. Grashuepfer oder sowas aehnliches
Da wir zwar in den Rwenzori-Mountains wandern wollten, aber nicht innerhalb des Nationalparks um Geld zu sparen, wählten wir mehr oder weniger wahllos einen kleinen Ort namens Ntandi auf unserer Karte am Fuß der Berge und an der Grenze zur DRCongo aus. Mit einer kleinen Fehleinschätzung des dortigen Klimas fuhren wir mit viel zu dicken Klamotten in dieses etwas seltsame Dorf – wir hatten nicht bedacht, dass wir uns dort eigentlich schon im Kongo-Becken befanden. Schwitzend und teils belästigt von kleinen Menschen, die sich als Pygmäen entpuppten, machten wir uns auf die Suche nach einem Guest-House, das nachts von Kackerlacken heimgesucht wurde – unser Schlaf wurde also nicht sehr erholsam. Am nächsten Morgen machten wir uns in aller Frühe auf den Weg unsere Wanderung über die Rwenzori-Berge in den Angriff zu nehmen. Dafür hatten wir uns am Tag zuvor einen Einheimischen als Guide ausfindig gemacht, der in den Bergen aufgwachsen ist. Etwas peinlich war es dann schon als dieser uns erzählte, dass er die Strecke die wir gelaufen sind, ungefähr dreimal so schnell abläuft, wie wir im Enddefekt gebraucht haben. Es war eventuell auch etwas unklug von uns die steilere Seite der Berge zu erklimmen, hinzu kam auch noch, dass es morgends geregnet hatte, was uns den Aufstieg zusätzlich noch erschwerte. Die immense Anstrengung hatte sich jedoch auf jeden Fall gelohnt, schon alleine wegen dem unglaublichen, wenn auch vernebelten Ausblick auf das Kongo-Becken sowie auch die Landschaft der Berge an sich.
Der nächste Punkt unserer Tour war der Murchison Falls Nationalpark im Nordwesten des Landes. Dort machten wir eine Boots-Safari auf dem Nil bis zu den Murchison Falls. Nilpferde dabei nicht zu sehen, wäre fast unmöglich gewesen, da sich so viele in unmittelbarer Nähe zu unserem Boot aufhielten. Aber auch Krokodile, Elephanten und andere Tiere konnten wir beobachten. Nach einer Nacht innerhalb des Parks, wo sich morgends Warzenschweine um unser Zelt schlichen, bekamen wir einen unglaublich komfortablen Lift nach Kampala von einem ugandischen Hip Hop-Superstar.
Bevor Jacques und ich uns aufmachten zu unserem Zwischenseminar, machten wir noch einen kleinen Abstecher zu Alexandra die nahe des Lake Victorias zwischen Kampala und Entebbe lebt. Dort trafen wir dann wieder auf Schven, mit dem zusammen Jenny und ich eine Boots-Vogel-Tour im Sumpfgebiet des Lake Victorias machten. Neben vielen kleineren Vögeln ist dieses Gebiet vor allem für den Shoebill bekannt - ein großer, grauer Vogel mit Schnabel in Form eines Schuhs.
Das Zwischenseminar dauerte eine Woche und fand an zwei Orten statt – dem Lweza Canference Center ausserhalb Kampalas und auf den Ssese Islands im Lake Viktoria. Das Zwischenseminar verlief besser als erwartet und wir bekamen alle einen guten Einblick in die Arbeit der Anderen. Aber auch sonstige Erfahrungen während unseren Freiwilligen Jahres wurden ausgetauscht und Erwartungen für das letzte halbe Jahr wurden besprochen. Einen schönen Abschluss des Seminars bildete der Aufenthalt auf den Ssese Islands, auch wenn wir alle etwas geschockt waren als wir die dortigen nicht endenden Ölpalm-Plantagen besuchten, für die viel Regenholz abgeholzt wurde.





Nach dem Seminar trennten sich wieder unsere Wege. Ich hatte während des Seminars beschlossen, nochmal nach Jinja zu fahren, um White-Water-Raften zu gehen und mich meiner Angst vor tiefen Wasser zu stellen. Mit Jacques hatte ich einen guten Partner dafür gefunden, ohne den ich wahrscheinlich wieder einen Rückzieher gemacht hätte, vor allem nachdem Paul meinte, dass er für uns die zweithöchste Stufe die es gibt gebucht hatte. Hinzu kam dann noch, dass es mir an dem Tag überhaupt nicht gut ging – im Nachhinein glaube ich, dass ich eine Lebensmittelvergiftung hatte, da ich mich danach auch noch übergeben musste. Trotzdem habe ich es anfangs durchgezogen, bis ich gegen Ende so müde und schwach wurde, dass ich auf das Security-Boot wechselte, wo ich dann auch bis zum Anlegen schlief und mir einen schönen Sonnebrand zuzog. Ich glaube, wäre ich nicht so krank gewesen, hätte es mir vielleicht sogar Spass gemacht, aber für mich war es in dem Moment einfach zu krass die ganze Zeit aus dem Boot zu fallen, gefühlte Minuten unter Wasser zu sein und immer wieder von den nächsten Strömungen weggezogen zu werden. Oder dann eben immer krampfhaft zu versuchen bei den Stromschnellen nicht aus dem Boot zu fliegen. Jacques hatte es bis zum Ende durchgezogen, obwohl er sich auch nicht ganz so fit fühlte.
Am selben Abend ging es dann wieder zurück zu Jacques nach Kampala. Ich war so froh, als wir endlich ankamen und ich einfach nur schlafen gehen konnte. Am nächsten Tag ruhte ich mich dann einfach nur aus um schnell wieder fit zu werden. Nach drei Nächten in Kampala hieß es dann Abschied nehmen und meine Reise ging weiter zu Desiree nach Rukararwe nahe Bushenyi im Süd-Westen des Landes. Aufgrund Desirees Geburtstag hatten sich ein paar Leute dort versammelt und abends wurde noch ordentlich gefeiert. In Rukararwe blieb ich zwei Tage und schaute mir vor allem Desirees Einsatzstelle an, die sehr abgeschieden liegt, aber auf einem wunderschönen günen Compound.
Zusammen mit Desiree und ihren Freunden Jonas, Sean und Kadda fuhren wir für das erste Wochenende im September zum Lake Bunyoni, bereits nahe der Grenze zu Ruanda. Der Lake Bunyoni ist eingebettet in einer wunderschönen, terassierten Hügellandschaft in dem mal ausnahmsweise keine Bilharziose-Gefahr lauert. Leider war das Wetter nicht ganz so traumhaft, aber Desiree und ich haben es uns trotzdem nicht nehmen lassen schwimmen zu gehen. Desiree reiste bereits einen Tag früher als wir Anderen ab. Nach einem Tag relaxen am Ufer, machten Jonas, Kadda, Sean und ich noch eine Bootstour im Lake, wo wir eine kleine Insel nach der anderen ansteuerten. Leider kamen wir nach einer Weile in den Regen und es herrschte aufgrund des starken Windes plötzlich eine starke Strömung vor, die unser eh schon sehr unstabil scheinendes Boot (eigentlich nur ein ausgehöhlter Baumstamm) etwas wanken lies.
Meine letzte Station in Uganda war der Bwindi Impenetrable Nationalpark, der bekannt ist für Gorilla Tracking. Dorthin wurde ich von Jonas, Kadda und Sean begleitet. Da wir keine 500 Dollar für das Gorilla Trecking hatten wählten wir die billige Variante aus zu wandern. Wir hofften dabei auch Gorillas zu sehen, was leider nicht der Fall war. Unser Startpunkt war das kleine Dorf Ruhija, wo die Ranger leider nicht wirklich einen Plan von ihren eigenen Guidelines hatten, was etwas nervig war, da wir auf den uns zustehenden Studentrabatt bestanden und daher einige Stunden warten mussten, bis wir losgehen konnten. Erst nachdem mir es zu blöd wurde und ich in dem dortigen Office einen Flyer fand, der dies bestätigte, bekamen wir unseren Rabatt. Da jedoch der höchste Ranger gerade auf Gorilla-Tour war, mussten wir trotz des Flyers auf diesen warten. Als wir endlich losgingen kamen wir nur blöderweise noch in den Regen. Ruhija an sich war sehr kalt, regnerisch und neblig. Ganz anders als der Rest Ugandas, aber Ruhija liegt auch ziemlich hoch.
Ugandisches Fruehstueck
Transportmittel Boda
RUANDA
Von Ruhija machte ich mich dann alleine auf den Weg nach Kigali, die Hauptstadt Ruandas. Sobald ich die Grenze überschritten hatte, kam ich mir vor wie in einer anderen Welt. Plötzlich sprachen viele Menschen wieder Kiswahili (was ich überhaupt nicht erwartet hätte), es herrscht Rechtsverkehr vor, das Taxi wurde nur mit so vielen Passagieren besetzt wie es Plätze gab und der Fahrer hatte sich sogar angeschnallt. Ebenso ist die Landschaft nicht total zugemüllt, wie in Tansania und Uganda. Alles sauber – unglaublich! Und kein stechend riechender Rauch vom Verbrennen des Mülls! Ruanda hat eine sehr gute Umweltpolitik und kann als Vorzeigeland in diesem Aspekt in Ost-Afrika angesehen werden. So ist zum Beispiel auch die Einfuhr von Plastiktüten verboten, weswegen man in den Supermärkten nur Papiertüten bekommt. Ruanda ist aber auch im Gegensatz zu Uganda und Tansania viel teurer. Nach meinen Erfahrubngen ist Uganda am billigsten, dann folgt Tansania und am teuersten ist Ruanda.
Als ich von der Grenze Gatun bis Kigali gefahren bin, habe ich verstanden, warum Ruanda auch das Land der tausend Hügel genannt wird. Die Landschaft auf dieser Strecke war die schönste, die ich in Ruanda gesehen habe. Man hat aber auch direkt gemerkt, dass Ruanda auch eines der bevölkerungsreichsten Länder ist, da so gut wie jeder Fleck für den Ackerbau verwendet wird. Weit und breit ist eigentlich nur Kulturlandschaft zu sehen, was der Landschaft aber auch einen gewissen Charme verleiht.
In Kigali blieb ich länger als geplant – fast eine ganze Woche. Kigali hat mir sehr gut gefallen, wozu die Gastfreundschaft von Hannes und Julia, auch zwei Freiwillige von Artefact, die ich bis dahin aber gar nicht kannte, sehr dazu beigetragen hat. Von Julia war gerade auch Besuch da, Sascha, mit dem ich dann auch die Zeit über viel unternommen habe. Dann kamen in der Woche auch noch die neuen Artefact-Frewilligen in Ruanda an, die ich dann auch noch alle kennenlernte und bei ihrem Anfangs-Programm teilnahm.
Kigali an sich hat mich sehr an eine europäische Stadt erinnert. Die Stadt scheint ein sehr großes kulturelles Angebot zu haben, sie ist sauber, ich habe nie das Wort Mzungu (Weißer) gehört, man wurde so gut wie nie abgezockt und man kann sich dort auch noch nach Sonnenuntergang frei bewegen. Nachts hat mich die Stadt noch viel mehr beeindruckt, da Kigali aus vielen Hügeln besteht und es nachts einfach unglaublich schön aussieht die ganzen beleuchteten Hügel zu sehen. Ganz seltsam fand ich es auch, als ich auf einem Mototaxi plötzlich einen Helm aufziehen musste und auch nur ein Fahrgast pro Mototaxi zugelassen ist. Nach Uganda war das erstmal sehr gewöhnungsbedürftig. Aber auch dass die Busse wirklich alle auf die Minute genau abfahren und man nie Minuten bis Stundenlang warten muss bis es losgeht!
Von meiner „Base“ aus bei Hannes und Julia machte ich immer wieder kleine Ausflüge. Ich besuchte die Genozid-Gedenkstätten in Nyamata und Ntarama, das Kigali Memorial Centre, fuhr für einen Tag mit Sascha nach Gisenyi zum Lake Kivu und machte mit den neuen sowie alten Frewilligen einen Boots-Ausflug auf dem Lake Bugesera.
In Nyamata und in Ntarama sind jeweils Kirchen zu besichtigen, in den viele Tutsis wie auch Hutus, die sich weigerten am Genozid teilzunehmen, umgebracht. Als kleiner Background: 1994 wurden innerhalb 100 Tage eine Millionen Tutsis wie auch einige Hutus systematisch im wahrsten Sinne des Wortes abgeschlachtet. Die Tutsis bilden nach wie vor noch die Minderheit des Landes. Heute beläuft sich die Bevölkerungszahl auf ca. 10 Millionen Einwohner. Es gibt eigentlich kaum eine Familie in Ruanda die nicht in den Genozid verwickelt war, weswegen es umso erstaunlicher ist, dass das Land nach nur 16 Jahren seine Geschichte relativ gut aufgearbeitet zu haben scheint.
Das Schlimme an den Kirchen ist, dass viele Menschen dachten sie wiegen sich in Sicherheit wenn sie in die Kirchen flüchten, jedoch war es leider das Gegenteil, da sie damit ihr Todesurteil unterschrieben haben. Denn waren die Hutus erst in die Kirchen eingedrungen, gab es kein Ausweg mehr.
Sascha, Hannes und ich waren richtig geschockt als wir die erste Kirche betraten. Denn die ganzen Kirchenbänke waren aufgetürmt mit Kleidungsstücken der Toten – es waren Kleidungsstücke von mindesten 2000 Toten. Die Vorstellung wie diese Masse der Menschen in der Kirche eingezwängt war und dann einfach darauf losgemetzelt wurde war einfach schockierend! Im hinteren Teil der Kirche befanden sich dann auch noch Schuhe, sowie Säcke voller Knochen. In einem anderen Raum waren dann auch noch unmengen von Schädeln ausgestellt, die alle Verletzungen aufzeigten. In einem Raum in der Kirche von Ntarama war auch an einer Wand noch immer ein großer Blutfleck zu sehen, der davon kam, dass die Babys und Kinder gegen diese Wand geschleudert wurden – nicht mal davon machten sie Halt! Die Aggresivität die in einem Menschen stecken muss der sowas über sich bringen kann ist für mich einfach nicht nachvollziehbar!
An einem anderen Tag war ich mit Julia und Sascha auch noch im Kigali Memorial Centre, das überraschenderweiße sehr gut aufgebaut und sehr informativ war. Manche Videos die dort gezeigt wurden, waren sehr krass, da darin Bilder von den Strassen voller Toten nach dem Genozid gezeigt wurden. Richtig gut waren aber vor allem die Interviews der Zeitzeugen, die einen aber wieder darin erinnerten, dass es noch nicht wirklich lange her war, vor allem da manche der Interviewten in meinem Alter waren.
Ansonsten unternahm ich mit Sascha einen Tagesausflug nach Giseny zum Lake Kivu. Leider spielte das Wetter nicht so ganz mit und die meiste Zeit verbrachten wir in Restaurants oder unter irgendeinem Vordach, da wir total in den Regen gekommen waren. Trotzdem hat es sich gelohnt nach Gisenyi zu fahren, da der Strand mit dem Lake sehr idyllisch aussieht. Als wir nach dem Regen nur nochmal kurz an den Strand wollten, wurden wir plötzlich von einem Gospelchor aus Kigali gezwungen in ihrem Video mitzuspielen, dass sie dort gerade drehten. Das war echt mega-peinlich, zumal diese Videos von sich auch schon sehr schlecht sind. Zu allem Überfluss bekamen wir noch komische Leoparden-Muster-Gewänder umgehängt und mussten dann nur doof in die Hände klatschen während die Kamera nicht mal zwei Meter von uns entfernt stand! Wir kamen uns echt vor wie irgendwelche Stars, da dann jeder Einzelne von diesem Chor mit uns ein Foto machen wollte und wir bestimmt mindestens eine halbe Stunde gebraucht haben, bis wir dort wieder weg kamen. Aber irgendwie lustig war es auch! Gisenyi war wirklich etwas seltstam. Schon vor dem Video-Dreh kamen die ganze Zeit irgendwelche Leute mit alten stylischen Analog-Kameras auf uns zu und wollten ein Bild von uns machen. Komischer Tag!
Videodreh mit dem Kigali Gospel Choir
Nyaragongo-Vulkan, ausgebrochen 2002, bereits in der DRC
ZURÜCK IN TANZANIA
Am Dientag, den 14. September machte ich mich dann wieder auf nach Tanzania. Da ich noch ein bißchen Zeit hatte, bis ich in Mlalo sein sollte, machte ich noch einen kurzen Abstecher nach Mwanza am Lake Victoria. Um von Kigali nach Mwanza zu kommen, war ich den ganzen Tag unterwegs. Erst spät Abends kam ich in Mwanza an, nachdem ich zweimal den Bus wechseln musste. Man hat direkt hinter der Grenze gemerkt, dass in Tanzania doch vieles anders läuft. Sofort ist alles wieder vermüllt, die Busse sind alt und schrottreif, wenn es heißt der Bus fährt in einer Stunde abfährt, fährt er frühestens zwei Stunden später ab, alles verzögert sich und die Distanzen sind einfach viel viel länger von A nach B. Nach Uganda und Ruanda war ich diese ewige Weite auch gar nicht mehr gewohnt, da Uganda und Ruanda viel bevökerungsreicher sind und die Distanzen von Stadt zu Stadt oder Dorf zu Dorf um einiges kürzer sind.
In Mwanza wurde ich von Christine aufgenommen, die bei unserem Zwischenseminar als einzige Externe dabei war. Wenigstens einen Tag verbrachte ich in Mwanza, der auch sehr wichtig zum Ausruhen war, bevor meine Reise weiterging. Die Stadt an sich fand ich nun auch nicht viel schöner als die meißten anderen tanzanischen Städte, aber am Lake Victoria zu sitzen und den Wind sich um die Nase wehen zu lassen hat auf jeden Fall was.
Am nächsten Tag ging meine Reise dann weiter zu meinem letzten Ziel bevor es wieder nach Hause ging – nach Mlalo. Der Plan war die Strecke zwei zu teilen und von Mwanza nach Moshi zu fahren, um dann nach einer Nacht in Moshi den Rest bis Mlalo in den Usambara Mountains in Angriff zu nehmen. Irgendwie klappte dies auch, aber anders als geplant. Denn von der Haustür in Mwanza bis sagen wir zum Schlafplatz in Moshi war ich 20 Stunden unterwegs – die Fahrt sollte eigentlich ca. 14 Stunden dauern. Aber nach ca. 20 Minuten Fahrt hatte mein Bus bereits eine Panne. Dann war drei Stunden warten angesagt, bis die Bus-Company endlich einen anderen Bus schickte, was das ganze natürlich unheimlich verzögerte. Die ersten paar Stunden der Busfahrt war noch auf einer Teerstrasse, aber dann fing das üble Stück auf der Erdstrasse an. Die Strecke von Mwanza nach Arusha soll eine der übelsten Strassen in Tanzania sein – jetzt verstehe ich auch warum – und in der Regenzeit auch nicht selten schlecht passierbar. Gut, dass in Tanzania noch Trockenzeit ist. Sobald wir auf der Erdstrasse waren, wurden wir nur noch so durchgeschüttelt und flugen nicht selten in die Höhe. Im hinteren Teil des Busses zu sitzen war dabei auch nicht gerade von Vorteil. Zu schlafen war daher fast unmöglich, zudem der Bus auch bis obenhin voll war! Und so ging es die ganze Strecke, bis eine Stunde vor Arusha, mit einer einzigen kleinen Pause für vielleicht gerade Mal 20 Minuten. In Arusha musste ich dann noch in einen anderen Bus nach Moshi umsteigen. Bis ich dann in Moshi war, war es bereist 1 Uhr nachts und ich wollte nur noch ein gemütliches Bett zum Schlafen. Daraus wurde nur leider nichts, da das Hotel, in dem ich eigentlich schlafen wollte schon voll war und die Fahrer des Busses kannten sich mit Hotels in Moshi auch nicht wirklich aus. Zudem wollten sie auch selber nur noch schlafen, weswegen sie mir anboten einfach mit im Bus zu schlafen. Da mir dann eigentlich nichts Anderes übrig blieb, bevor ich mich nachts alleine in Moshi auf die Suche nach einem günstigen Guest House gemacht hätte, nahm ich das Angebot, auch wenn etwas zögerlich, an. Also verbrachte ich die Nacht mit den Fahrer und ein paar weiteren Fahrgästen an einer Tankstelle irgendwo in Moshi im Bus. So unbequem wie gedacht war es jedoch gar nicht. Nur standen morgends um 5 Uhr schon wieder alle auf und um 6 Uhr ging es weiter zum Busbahnhof, wo ich dann umstieg in den Bus nach Mlalo.
Während der Fahrt nach Mlalo war ich nur noch müde und so langsam tat mir alles von dem ewigen Sitzen weh. Ich wollte einfach nur noch ankommen und mich mal wieder ausserhalb eines Busses aufhalten. Aber bis ich in Mlalo war dauerte es auch noch einige Stunden. Erst gegen Nachmittag kam ich dort an. Zudem war es dann auch noch schweinekalt und total vernebelt. Ich kam mir echt so vor, als wäre ich plötzlich in einem ganz anderen Land. Aber Mlalo ist wunderschön und liegt wirklich ganz abgeschieden mitten in den grünen Bergen. Aber mitten in Afrika abends am Kaminfeuer zu sitzen ist dann doch etwas seltsam. In Mlalo waren also alle neuen Volunteere von Artefact für Tanzania und Kenia versammelt, sowie drei alte Volunteere aus Tanzania aus der Ausreisegruppe ein halbes Jahr vor mir. Mit ihnen verbrachte ich dann noch das Wochenende, bevor ich am Sonntag meine auch wieder ewig dauernde Heimreise nach Karatu antrat. Die neuen Volunteere beim Kiswahili-Kurs
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